Für den dbb Bundesvorsitzenden und Verhandlungsführer Ulrich Silberbach war es ein durchwachsener Auftakt der Gespräche mit der Arbeitgeberseite. Anders als in vergangenen Tarifrunden wurde bereits beim ersten Termin sehr konkret und kontrovers über die gewerkschaftlichen Forderungen diskutiert. Die VKA legte kein eigenes Angebot vor und wies die Forderungen der Gewerkschaften mit dem Hinweis auf die Haushaltslage zurück. Nach Einschätzung der VKA würden sich die Kosten bei einer kompletten Realisierung auf eine halbe Milliarde Euro summieren. Insbesondere beim zentralen Thema „Entlastung“ offenbarte die VKA, dass sie kein Verständnis für die Sorgen der Kolleginnen und Kollegen hat.
Die Corona-Pandemie hat einmal mehr die wichtige Rolle der Fachkräfte im SuE-Bereich aufgezeigt. Daher wurde im Dezember 2021 der Forderungskatalog der Gewerkschaften überarbeitet und an die gestiegenen Herausforderungen angepasst. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen und mehr Menschen für die Arbeit im Sozial- und Erziehungsdienst zu gewinnen, wird von den Gewerkschaften eine langfristige finanzielle Aufwertung der Berufsfelder gefordert.
Konkrete Perspektiven für die Beschäftigten gefordert
„Die Attraktivitätssteigerung ist vor allem in Sachsen dringend nötig, denn hier ist der Personalschlüssel in der Kinderbetreuung nach wie vor einer der schlechtesten bundesweit“, erklärt Andreas Richter, Vorstandsmitglied im Sächsischen Erzieherverband. Mit mehr Personal ließe sich auch die Qualität der frühkindlichen Bildungsarbeit in Sachsen weiter verbessern.
Gleichfalls soll es bei den Verhandlungen um das Thema „Zeit“ und Entlastung der Fachkräfte gehen. Dies betrifft insbesondere Leitungsfunktionen, die künftig besser bezahlt und durch die verpflichtende Einführung von Stellvertretungspositionen in ihrer Arbeit unterstützt werden sollen. „Viele kleinere Einrichtungen besitzen derzeit gar keine stellvertretende Leitungsposition. Damit lastet alles auf den Schultern einer Person, die aufgrund des Personalmangels oftmals selbst in den Gruppen aushelfen muss. Dazu kommt, dass der bürokratische Organisationsaufwand der Leitungen in den letzten Jahren stetig gewachsen ist. Daher sollte die verantwortungsvolle Aufgabe besser honoriert und durch eine stellvertretende Leitung unterstützt werden, unabhängig von der Anzahl der betreuten Kinder in der Einrichtung“, konstatiert Andreas Richter.
Die Gewerkschaften fordern außerdem einen Rechtsanspruch der Beschäftigten auf regelmäßige Fortbildungen, ganz im Sinne einer qualitativ hochwertigen frühkindlichen Bildung und Sozialen Arbeit. Fort- und Weiterbildungen müssen auch bei der Bezahlung honoriert werden. Mehr Qualität soll zudem durch eine bessere Vergütung und größere Zeitkontingente für jene Beschäftigten erreicht werden, die die Praxisanleitung von Nachwuchskräften übernehmen.
Wie geht es nun weiter?
Da sich die Corona-Situation in Deutschland derzeit zu entspannen scheint, ist davon auszugehen, dass die Tarifverhandlungen diesmal zum Abschluss gebracht werden können. Die nächsten Verhandlungstermine sind für den 21./22.03.2022 sowie 16./17.05.2022 in Potsdam terminiert.
Die besondere Lage im Hinblick auf Hygienevorschriften und Abstandsgebote erfordert spezielle Aktionsformen. Auch aus diesem Grund wird der dbb mit seinen Fachgewerkschaften, zu denen der SEV zählt, verstärkt Aktionen vor Ort durchführen. Letztlich gilt es, gemeinsam die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber zu überwinden! Über geplante Aktionen informieren wir unsere SEV-Mitglieder per E-Mail.
Weitere Informationen zu den SuE-Verhandlungen finden Sie auf der →Sonderseite des dbb.