Die Grundlagen der Chancengerechtigkeit werden von Kindheit an gelegt. Bildungseinrichtungen leisten einen wesentlichen Beitrag dazu. Vor diesem Hintergrund hatten der Fachverband Grundschule des Sächsischen Lehrerverbands und der Sächsische Erzieherverband am 17. September 2016 in das art‘otel Dresden zum Thema: „Ein gordischer Knoten? Erziehungsauftrag – Integration – Inklusion – Migration“ eingeladen.
An dieser Fortbildungsveranstaltung nahmen über 100 Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher, Lehramtsstudierende und Fachschüler aus ganz Sachsen teil.
Herr Weichelt, Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbands skizzierte aktuelle Problemfelder vom fehlenden sonderpädagogischen Fachpersonal, über nicht vorhandene und gegenfinanzierte Vorbereitungszeiten im Kitabereich bis hin zum eklatanten Lehrermangel und 45 Prozent Seiteneinsteigern in diesem Schuljahr.
Herr Neun, Referatsleiter für Grundschulen und Förderschulen SMK informierte über aktuelle Programme und Vorhaben im Bereich Kita und Grundschule. Am 01.09.2016 verbesserte sich der Personalschlüssel in Kindergärten auf 1:12. Für die Kinderkrippen verbessert sich das Betreuungsverhältnis am 01.09.2017 auf 1:5,5 und am 01.09.2018 auf 1:5. Herr Neun appellierte an die Anwesenden auch in schwierigen Zeiten im Gespräch zu bleiben. Aus Sicht des Sächsischen Erzieherverbandes ist die Verbesserung des Personalschlüssels ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, dem aber weitere folgen müssen. Sachsen bleibt im bundesweiten Vergleich weiterhin Schlusslicht in der Personalausstattung.
Im weiteren Verlauf des Fachtages ging Herr Dr. paed. habil. Ralf Hickethier in seinem Referat darauf ein, wie starke Teams, die auf konzeptionell verankerte Werte und Regeln setzen und danach handeln, Kinder und Familien integrieren können. Praktische Beispiele aus der Arbeit mit Familien mit Migrationshintergrund von Frau Ziller, Fachberaterin für Deutsch als Zweitsprache, gaben zahlreiche Anregungen zum eigenen Ausprobieren.
Herr Christoph, Geschäftsführer Lebenshilfe Meißen e.V. und Frau Richter, Erzieherin und Projektverantwortliche aus der Kita „Hand in Hand“ Meißen, Modellstandort des Sächsischen Landesmodellprojektes Inklusion in Kindertageseinrichtungen, informierten über Meilensteine und Stolpersteine ihrer Kita auf dem Weg der Inklusion. Sie stellten fest, dass es sowohl zusätzliche Ressourcen für die Arbeit in den Kindergruppen als auch für begleitende Elternarbeit geben muss, damit Integration/Inklusion gelingen kann. Sie regten an, regionale Netzwerke von inklusiv arbeitenden Kitas zu bilden.
Haltungen und Rahmenbedingungen sind die Eckpfeiler integrativer und inklusiver Pädagogik. Mit dieser Pädagogik beschreiten wir Wege, die noch niemand gegangen ist. Der Sächsische Erzieherverband unterstrich, dass neben der Einstellung bzw. Qualifizierung von sonderpädagogischem Fachpersonal in den Schulen und Kitas auch genügend verbindliche Zeiten vorhanden sein müssen, um integrative und inklusive Pädagogik zu gestalten. Kinder mit speziellen Bedürfnissen benötigen Pädagogen, die besonderes, anwendungsbereites Wissen und Zeiten der ungeteilten Aufmerksamkeit für einzelne Kinder oder kleine Kindergruppen haben. Es muss genügend Zeit für die Einbindung des gesamten Teams in die integrative/inklusive Pädagogik eingeplant werden, denn diese Pädagogik ist keine Entscheidung Einzelner, sondern des gesamten Teams. Es darf nicht sein, dass die notwendigen Zeiten für Absprachen und Reflektionen nicht möglich sind, da sonst der Dienst am Kind nicht abgedeckt ist. Deshalb setzt sich der Sächsische Erzieherverband für verbindliche und gegenfinanzierte Vorbereitungszeit in den Kitas und speziell geschultes sonderpädagogisches Fachpersonal in allen Bildungsbereichen ein.