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Hohe Betreuungsquote, aber zu wenig Personal

Der Betreuungsschlüssel in Sachsen ist nach wie vor zu hoch, auch wenn der Freistaat gleichzeitig eine sehr hohe Betreuungsquote der unter Sechsjährigen hat. Zu diesem Ergebnis kommt die Bertelsmann Stiftung in ihrer Studie „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“, die am 28. November 2023 veröffentlicht wurde. Der Sächsische Erzieherverband fordert bessere Arbeitsbedingungen für das pädagogische Personal an Kitas und eine Anpassung der Fachkraft-Kind-Relation. Der Kritik von Kultusminister Christian Piwarz an den Ergebnissen der Studie widerspricht der SEV.

Laut der Bertelsmann-Stiftung gibt es in Sachsen einen zusätzlichen Bedarf an 6.100 Kita-Plätzen, um bis 2030 dem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz gerecht zu werden. Zur Verbesserung des Personalschlüssels und um allen Eltern ein Betreuungsangebot unterbreiten zu können, schlägt die Stiftung unter anderem vor, die Kita-Öffnungszeiten auf maximal sieben Stunden täglich zu verkürzen. Für den sächsischen Kultusminister Christian Piwarz ist dieser Vorschlag realitätsfremd, da er für die Eltern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie torpediere.

Die Ergebnisse der Studie zeigen zudem, dass im Freistaat Sachsen sowohl in den Krippen- als auch in den Kindergartengruppen eine sehr ungünstige Personalausstattung vorzufinden ist. So weisen die Krippen einen Personalschlüssel von 1 zu 5,4 auf. In den westlichen Bundesländern liegt der Schlüssel bei 1 zu 3,4, die Empfehlung der Bertelsmann-Stiftung liegt bei 1 zu 3. Auch in sächsischen Kindergärten ist der Personalschlüssel mit 1 zu 11,2 deutlich schlechter als der Wert im Westen von 1 zu 7,7.

In einer Medieninformation des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus vom 28.11.2023 heißt es: „Eine Verbesserung von derzeit 1:5,4 auf 1:3 in der Krippe würde allein fast 400 Millionen Euro zusätzlich kosten und über 6.800 neue Vollzeitstellen bedeuten. In den Kindergartengruppen würde eine Verbesserung des Personalschlüssels von 1:11,2 auf 1:7,5 um die 440 Millionen Euro und über 7.400 neue Vollzeitstellen nach sich ziehen.“

Diese zusätzlichen finanziellen Mittel hat der Freistaat scheinbar nicht zur Verfügung. Der sächsische Kultusminister spricht sich deshalb eher für ein Halten des bestehenden Kita-Personals aus, auch wenn die Geburtenzahlen in Sachsen in den nächsten Jahren weiter sinken werden.

Der SEV fordert für die pädagogischen Fachkräfte eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen insbesondere der Fachkraft-Kind-Relation. Wie im Koalitionsvertrag versprochen müssen z. B. Ausfallzeiten wie Urlaub, Krankheit und Weiterbildung vollständig im Personalschlüssel berücksichtigt werden. Auszubildende und Praktikanten dürfen nicht als Vollzeitkräfte in den Schlüssel eingerechnet werden. Für diese Anpassungen wäre dringend eine Änderung des Sächsischen Kita-Gesetztes notwendig.