Herausforderungen wie die Corona-Pandemie, Flüchtlingsbewegungen und sehr hohe Kinderzahlen haben die frühkindliche Bildung in Sachsen der letzten Jahre geprägt. Oftmals konnten die Kolleginnen und Kollegen den eigenen Ansprüchen an ihre Arbeit nicht gerecht werden und ein konkreter Bildungsauftrag ließ sich aufgrund der hohen Beanspruchung nicht bewältigen. Jetzt, da sich in den sächsischen Kitas die sinkenden Kinderzahlen bemerkbar machen, ist der Zeitpunkt, den Bildungsauftrag wieder zu erfüllen und die Qualität der Kindertagesbetreuung zu steigern.
Das Symposium Frühkindliche Bildung des Didacta Verbandes e. V. bot unter dem Motto „miteinander vorwärtsblicken“ die Möglichkeit, neue Zukunftsperspektiven für die frühkindliche Bildung auszumachen. In einem Podiumsgespräch tauschten sich Fachkräfte aus verschiedenen Einrichtungen und Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Leipzig über aktuelle Herausforderungen der frühkindlichen Bildung und mögliche Lösungsansätze aus. Der Geburtenrückgang eröffnet die Chance, die frühkindliche Bildung voranzubringen. Nicht zuletzt Corona hat gezeigt, wie systemrelevant der Bereich ist. Die frühkindliche Bildung bildet die Basis für einen guten Schulstart. Gefragt ist dabei die proaktive Mitarbeit aller Akteure, von den Fachkräften bis hin zur Politik.
Ein eigener Perspektivwechsel etwa kann kleinere Probleme des Arbeitsalltages relativieren. So kann das Geschehen in der Kindertageseinrichtung und der Umgang mit den Kindern beeinflusst werden oder die pädagogische Fachkraft als Problemlöser agieren. Zudem müssen für zukunftsorientierte Lösungen Denkschranken überwunden werden. Angesprochen wurde etwa die Etablierung multiprofessioneller Teams mit Sozialarbeitern, Heilpädagogen, etc. Ein breit aufgestelltes Team kann besonderen Herausforderungen und möglichen neuen Aufgaben des Kita-Alltages besser begegnen.
Aus den beiden folgenden Fachvorträgen ließen sich für die Teilnehmerinnen und Teilnehmern praktische Hinweise in Bezug auf ihren Arbeitsalltag mitnehmen. Dr. Kathrin Mikan lieferte Impulse aus der Gehirnforschung und Persönlichkeitsentwicklung für einen besseren Umgang mit Kindern und ihrer gezielten Förderung. Anja Cantzler zeigte, wie durch Perspektivwechsel auch bei steigenden Herausforderungen im Arbeitsalltag die Motivation für die Arbeit in diesem Berufsfeld hochgehalten werden kann.
Forum Unterrichtspraxis 2024 – Frühkindliche Bildung und Grundschulbildung in Sachsen: Auf den Anfang kommt es an!
Im Rahmen des Forums Unterrichtspraxis tauschten sich Expertinnen und Experten auf der Leipziger Buchmesse über die frühkindliche Bildung und Grundschulbildung in Sachsen aus. Neben einer Kitaleiterin, einer Grundschulleiterin sowie einer Bildungsverlagsvertreterin waren auch der Bundesvorsitzende des VBE, Gerhard Brand, und der Sächsische Staatsminister für Kultus, Christian Piwarz, Teilnehmende an der Podiumsdiskussion.
Die Podiumsgäste waren sich einig darüber, dass die frühkindliche Bildung im Alter von null bis sechs Jahren den wichtigen Grundstein für eine erfolgreiche Bildungsbiografie eines jeden Kindes legt. Fehlentwicklungen könne durch qualitativ hochwertige Bildung und Betreuung in Kindertageseinrichtungen vorgebeugt werden. Aktuell sei jedoch bei der Einschulung ein erschreckender Entwicklungsunterschied von bis zu zwei Jahren bei den Kindern zu beobachten.
VBE Bundesvorsitzender Gerhard Brand wies darauf hin, dass die Chance des derzeitigen Geburtenrückgangs in Sachsen dringend genutzt werden müsse, um den Betreuungsschlüssel anzupassen und die Qualität der frühkindlichen Bildung zu steigern. Kitaleiterin Gabriele Mentzner unterstützte diesen Wunsch. Der Schlüssel müsse mindestens um 20 Prozent erhöht werden, damit Ausfälle der Kolleginnen und Kollegen durch Urlaub, Krankheit oder Weiterbildungen keine direkten Auswirkungen auf die Betreuung der Kinder hätten.
Brand forderte zudem, mit eventuell frei werdendem Personal eine bessere Zusammenarbeit von Kitas und Grundschulen zu ermöglichen. Wichtiges Wissen über Stärken, Schwächen und Bildungsstand der Kinder aus den Kitas dürfe beim Schuleintritt nicht verloren gehen.
Kultusminister Piwarz kündigte die Einführung einer Überprüfung der Fähigkeiten der vierjährigen Kitakinder an, die neben den U-Untersuchungen und der Schuleingangserhebung mögliche Fehlentwicklungen frühzeitig aufdecken sollen. Zudem werde bis zum Jahr 2025 die Überarbeitung des Kitabildungsplans abgeschlossen sein. Der Bildungsplan bietet bei der herrschenden Trägervielfalt Grundlage und Orientierung für die tägliche Praxis von pädagogischen Fachkräften in Kindertageseinrichtungen sowie von Kindertagespflegepersonen.