Als Ergebnis der Auswertung der Online-Umfrage des Kultusministeriums im April 2018 zu Maßnahmen der Verbesserung der Qualität der frühkindlichen Bildung steht fest, dass zukünftig Geld in die Vor- und Nachbereitungszeit für alle pädagogischen Fachkräfte in den Krippen, Kindergärten und Horten in Sachsen fließen soll. Dafür sind zurzeit 75 Mio. Euro geplant. Das Geld reicht für durchschnittlich zwei Stunden wöchentliche Vor- und Nachbereitung pro pädagogischer Fachkraft. Das Kultusministerium wird diesen Vorschlag in die Planung für den nächsten Doppelhaushalt 2019/2020 einbringen und auch auf die Verankerung dessen im Sächsischen Kindertagesstättengesetz hinwirken.
Die Verantwortlichen für die Darstellung der Befragungsergebnisse aus der TU Dresden bemerken, dass die Rücklaufquote im Vergleich zu anderen Befragungen als gut und repräsentativ zu bezeichnen ist. Statistisch gesehen gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Ergebnissen der Leitungen und der Fachkräfte. Im Vergleich zu den Eltern treten jedoch bemerkenswerte Unterschiede auf. Mit Abstand steht der Personalschlüssel bei Eltern an erster Stelle der sehr sinnvollen Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung. Insgesamt wird deutlich, dass die Fachkräfte Entlastungen bekommen sollen und auch Eltern eindeutig auf Qualitätsverbesserung setzen. Letztendlich war bei der Entscheidungsfindung ausschlaggebend, welche Maßnahme direkt und schnell spürbar bei den Fachkräften ankommt. Die geplante Gewährung von Vor- und Nachbereitungszeit wird von fast allen Akteuren als nächster Schritt gesehen, von dem sowohl die Kinder als auch Erzieherinnen und Erzieher profitieren werden. Damit wird eine wichtige Forderung des SEV umgesetzt.
Aktionen des SEV und deren Einfluss auf die Entscheidungsfindung
Der Sächsische Erzieherverband macht schon seit Langem auf die dringend benötigte Vor- und Nachbereitungszeit für die pädagogischen
Fachkräfte in den KiTas aufmerksam und entwickelte dafür eigens eine Kampagne unter dem Motto „Qualität braucht Zeit! “. Im Frühjahr 2017 führte er im Rahmen dieser Kampagne eine Befragung zur tatsächlichen Inanspruchnahme von Vor- und Nachbereitungszeiten unter sächsischen Erzieherinnen und Erziehern durch. Das alarmierende Befragungsergebnis offenbarte, dass derzeit durchschnittlich vier Stunden Vor- und Nachbereitungszeit pro Woche von pädagogischen Fachkräften unentgeltlich geleistet werden.
In allen daran anschließenden Diskussionen mit Verantwortlichen der frühkindlichen Bildung, d. h. Politikern, Fachkräften usw., kristallisierte sich ein deutliches Bewusstsein zur dringenden Verbesserung der Arbeitsbedingungen pädagogischer Fachkräfte in den KiTas heraus. Dazu gehören sowohl die Rahmenbedingungen für die Arbeit mit den Kindern, als auch für die Arbeit neben den Kindern. Die Gewährung von zusätzlich finanzierter Vor- und Nachbereitungszeit wird auch indirekt den Personalschlüssel verbessern. Mit zwei Stunden ist ein Schritt in die richtige Richtung getan, weitere Schritte müssen folgen.
Die Wirksamkeit der Maßnahmen
Erstmalig seit der im Jahr 2006 gesetzlich geforderten Umsetzung des Sächsischen Bildungsplans werden – sofern die Pläne des SMK bald auch in Gesetzesform Gestalt annehmen – alle pädagogischen Fachkräfte mit dieser Regelung die dafür unabdingbare finanzierte und damit verbindliche Vor- und Nachbereitungszeit erhalten. Allerdings werden die zwei Stunden nicht reichen, da die Verbesserungen einen Bildungsbereich betreffen, der mit schwierigen Bedingungen kämpfen muss. Nach wie vor befindet sich der Personalschlüssel im Bundesdurchschnitt im unteren Drittel, Ausfallzeiten durch Urlaub, Krankheit bzw. Fortbildung müssen ohne Zusatzpersonal gestemmt und Leitungen aus kleineren KiTas müssen immer noch regulär im Gruppendienst eingeplant werden.
Ob weitere Verbesserungen schnell in Angriff genommen werden, ließ Kultusminister Chrisitan Piwarz auf der Pressekonferenz am 22. Mai in Dresden offen. Man wolle zunächst beobachten,
wie die geplante Verbesserung wirkt. Sicherlich wird die Qualitätsentwicklung in der frühkindlichen Bildung nun wieder ein Stück voran gebracht. Ein strategischer, langfristiger Plan ist jedoch noch nicht erkennbar.
Autor: Michaela Merker